RÜckenschmerz

Mit Rückenschmerzen zum Zahnarzt? Was viele Patienten nicht ahnen: Der Ursprung der Schmerzen ist oft auf eine Störung des Kausystems zurückzuführen
Rückenschmerz ist eine der verbreitesten Volkskrankheiten. Bei vielen Patienten therapieren Ärzte mittlerweile Störungen des Kausystems als schmerzenbringenden Auslöser. Wir sprachen mit Dr. med. Talal Attrasch und Dr. med. dent. Philip Kneppo über die Ursachen, die Symptome und mögliche Behandlungsmethoden.

Wie kann ich als Patient ahnen, dass eine Fehlstellung meines Gebisses für meine Rückenschmerzen verantwortlich sein kann?

Dr. med. Talal Attrasch: Die Schmerzen haben dann oft einen diffusen Ursprung. Werden vom behandelnden Arzt beim Patienten Haltungsstörungen wie Schulter- oder Beckenschiefstand oder ein gestörter muskulärer Status festgestellt, fällt der Verdacht oft auf den Fehlbiss, ein fehlerhaftes Zusammenspiel von Schädel und Unterkiefer, das ein Zahnarzt abschließend diagnostizieren muss.
Dr. med. dent. Philip Kneppo: Die Rede ist von der Cranio Mandibulären Dysfunktion. Oft beobachte ich bei betroffenen Patienten Schmerzsymptome an Zähnen, Kaumuskeln sowie im Bereich von Kopf, Schultern und Rücken.
Ursache sind auch oft Pressen und Knirschen mit den Zähnen, wovon laut Bundeszahnärztekammer übrigens jeder Zehnte betroffen ist. 
Bekannt sind hier sicher vielen Patienten die „Knirscherschienen“, die nachts getragen werden. Sie beseitigen aber nicht tagsüber die Fehlstellung des Gebisses.
Auch zu hohe oder zu niedrige Füllungen, Kronen, Brücken und Prothese, Zahnwanderungen auf Grund von Parodontitis oder schlichtweg fehlender Zähne sind Auslöser: Beide Gebisshälften passen dann nicht mehr exakt aufeinander. 
Die Folgen dieser dauerhaften Fehlstellung sind weiterreichender, als man denkt: Jede Berührung bei Zahnkontakt gibt Fehlinformationen an die Kaumuskulatur weiter und verschlimmert nach und nach die Beschwerden. 

Welche Symptome können bei den Patienten noch auftreten?

Dr. Attrasch: Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel oder sogar Tinnitus. 
Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen, Verspannungen, Einschränkungen bei seitlichen Kopfdrehbewegungen, das Schulter-Arm „Syndrom“ mit Taubheitserscheinungen, Beckenschiefstand und hierdurch funktionell bedingte unterschiedliche Beinlängen.

Wie sieht die Behandlung einer Bissfehlstellung bei einem Patienten aus?

Dr. Kneppo: Ich empfehle speziell angepasste Okklusionsschienen, die wie eine zweite Hülle über die Zähne gestülpt werden. Individuell in der Praxis für den Patienten angepasst, werden die Schiefstellungen beim Träger so auch tagsüber behoben, wenn man z. B. lange bei der Arbeit am Schreibtisch sitzt. Aber auch gerade Freizeitsportler wie z.B. Golfer, Tennis- oder Fußballspieler profitieren zusätzlich von anderen positiven Nebeneffekten dieser Schienen.

…die da wären?

Dr. Kneppo: Die sportliche Leistungsfähigkeit wird gesteigert: Atmung und Ausdauer werden verbessert und die Dauer von notwendigen Erholungsphasen verkürzt. Die Luftwege sind durch die Schiene geöffnet: Bei einem intensiven Training von 30 Minuten wird der Aufbau von Milchsäure um bis zu 25 Prozent gesenkt; Sauerstoff- und Kohlendioxid-Austausch verbessern sich.
Werden außerdem die Zähne beim Sport zusammengepresst, wie z.B. beim Gewichtheben im Fitnessstudio, produziert der Körper das Stresshormon Cortisol. Durch die Schiene wird ein Zusammenpressen verhindert und die Produktion des Stresshormons reduziert.
Bestätigt wurde dies alles übrigens bereits vor fünf Jahren in einer Studie. Tragen kann diese Schiene jeder, bei Kindern empfehle ich jedoch ein Mindestalter von 8 Jahren.
Euer

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